Wir wagen eine Prognose für die Strompreisentwicklung in 2013 und zeigen Ihnen auf, in welche Richtung sich die Preise bewegen werden, welche Mehrkosten auf Ihren Haushalt zukommen und welche (vermeidlichen) Ursachen es gibt. Eines sei vorweg gesagt: Es sieht nach einem neuen Rekord aus!
Preissteigerung durchbricht die 10%-Marke

Nach unserer Einschätzung werden die Strompreise im kommenden Jahr insgesamt um durchschnittlich rund 13,2% steigen. Je nach Versorger und Region muss ein Durchschnittshaushalt etwa 85 bis 175 EUR im Jahr mehr bezahlen.
Dieser Wert stellt einen neuen Rekord dar. Zwar steigen die Energiepreise in der Regel jedes Jahr, jedoch bewegen sich die Erhöhungen in der Regel im einstelligen Prozentbereich. Bisher war die stärkste Preiserhöhung im Jahr 2010 vorgenommen worden. Die Mehrkosten beliefen sich im Januar 2011 im Schnitt auf 6,3%.
So teuer wird es für Ihren Haushalt
Wird die durchschnittliche Erhöhung von 13,2% zugrunde gelegt, so klettern die Stromkosten für die einzelnen Haushalte wie folgt nach oben:
- Single Haushalt:
Bei einem Stromverbrauch von 2.000 kWh steigen die Stromkosten von 645 EUR auf 730,14 EUR im Jahr. Die Erhöhung beträgt demnach 85,14 EUR. - 2-Personen-Haushalt:
Liegt ein Stromverbrauch von 3.500 kWh zugrunde, steigen die Kosten jährlich von 912 EUR auf 1.032,38 EUR. Die Mehrkosten belaufen sich auf 120,38 EUR. - 3-Personen-Haushalt:
Sofern sich der Stromverbrauch auf 4.000 kWh beläuft, erhöht sich der Strompreis von 1.031 EUR auf 1.167,10 EUR. Ein Anstieg von 136,10 EUR. - 4-Personen-Haushalt:
Werden jährlich 5.000 kWh verbraucht, so dürfte sich die Stromrechnung von 1.287,00 EUR auf 1.460,28 EUR erhöhen. Die Kosten steigen demzufolge um 173,28 EUR.
Welche Anbieter erhöhen (am stärksten)?
Allen voran heben wieder einmal insbesondere die Stadtwerke und somit kommunale Anbieter ihre Preise an. Während sich viele Versorger noch bedeckt halten, haben unter anderem folgende Betreiber zum Jahreswechsel bereits Preisaufschläge angekündigt:
- LSW LandE-Stadtwerke Wolfsburg GmbH & Co. KG
- Stadtwerke Unna
- Stadtwerke Pfullendorf
- Albstadtwerke
- Stadtwerke Neuruppin
- Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP)
- Gemeindewerke Nüdlingen
- Stadtwerke Dresden GmbH (DREWAG)
Besonders stark erhöhen die Gemeindewerke Nüdlingen (27%), sowie DREWAG (24%).
Die RWE hat dagegen bereits angekündigt, seine Strompreise im neuen Jahr konstant halten zu wollen. Die anderen drei großen Versorger Eon, EnBW und Vattenfall haben zunächst eine abwartende Stellung eingenommen.
Wo liegen die Ursachen?
Doch welche Ursachen und Hintergründe hat diese dramatische Strompreisentwicklung? Die Energieversorger rechnen für 2013 mit höheren Ausgaben für den Anschluss von Erzeugungsanlagen und geben diese als Grund für die starke Preiserhöhung an. Reguliert werden die damit zusammenhängenden Netzgebühren von der Bundesnetzagentur, welche den Netzbetreibern eine Gewinnspanne von 9% pro Jahr einräumt.
Unternehmen mit hohem Stromverbrauch können sich neuerdings leichter von den Nutzungsentgelten befreien lassen. In diesem Fall werden die Kosten auf die Stadtwerke und Energieversorger umgeschlagen. Diese wiederum geben die Mehrkosten an Ihre kleinen (privaten) Kunden weiter, was zu einer künftigen Mehrbelastung von durchschnittlich 7 Euro führen kann.
EEG-Umlagen als größter Preistreiber
Weiterhin ist mit einer Erhöhung der EEG-Umlagen zu rechnen. Diese Preiskomponente dient dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Hierdurch würden laut den Netzbetreibern TransnetBW, 50 Hertz, Tennet und Amprion zusätzliche Investitionen für den Anschluss neuer Trassen, Solaranlagen oder Windräder erforderlich. Netzbetreiber sind nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz verpflichtet, jede erzeugte Kilowattstunde Ökostrom, losgelöst von jeglicher Nachfrage, bevorzugt ins Stromnetz einzuspeisen und über eine Laufzeit von 20 Jahren nach gesetzlich fixierten Tarifen zu vergüten. Die Differenz zum tatsächlichen Stromwert, welcher sich an den Großhandelspreisen der Europäischen Energiebörse richtet, wird auf die Stromrechnung der Endverbraucher umgelegt. Diese wird im neuen Jahr auf rund 5,277 Cent je Kilowattstunde – und somit um knapp 50% – steigen. Für 2012 hatte die Abgabe für Ökostrom noch bei 3,59 Cent gelegen.
Haben Sie diesen Preisschock gerade erst verdaut? Dann folgt jetzt der Zweite: So sollen sich Verbraucher durch höhere Netzentgelte nun auch an den Ausbau der Stromnetze beteiligen. Bislang machen die Netzgebühren gut 22% des Strompreises aus. Im vergangenen Jahr waren dies je Kilowattstunde knapp 5,00 Cent. Diese Gebühr müssen die Energiekonzerne den Netzbetreibern für die Durchleitung des Stroms bezahlen, die wiederum an die Kunden weitergegeben wird. Aus einem ersten Überblick des Energieanbieters Lichtblick, planen Stromnetzbetreiber Erhöhungen der Netzgebühren von bis zu 23%.
Weitere Umlage für Windparkanlagen geplant
Aller Voraussicht nach wird ab dem Jahr 2013 zudem noch eine Offshore-Haftungsumlage fällig werden. Hierbei handelt es sich um eine Entschädigungszahlung, die dann anfällt, wenn Betreiber fertiggestellter Windparkanlagen auf hoher See aufgrund fehlender Netzanbindungen keine Möglichkeit zur Einspeisung von Strom haben. Unternehmen mit sehr hohem Energieverbrauch müssen auch für diese Umlage weniger bezahlen als die übrigen Endverbraucher. Hinzu kommen wohl noch Haftungsübernahmen für Besitzer von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Weil die steigenden Preisbestandteile zu einem höheren Netto-Strompreis führen, werden Sie zwangsläufig auch mehr für die Mehrwertsteuer aufbringen müssen.
In 3 Schritten vor der Preiserhöhung schützen
Von den kommenden Preissteigerungen werden wohl alle deutschen Haushalte betroffen sein. Damit unsere Prognose für Sie keine Realität wird, haben wir im Folgenden 3 einfache Schritte für Sie zusammengestellt, die Ihnen helfen, sich vor der drohenden Kostenerhöhung zu schützen.
- Schritt: Absichten Ihres Anbieters ermitteln
Setzten Sie sich mit Ihrem aktuellen Versorger in Verbindung. Bestätigt dieser auch in Ihrem Fall die Erhöhung, sollten Sie einen Anbieterwechsel in Betracht ziehen. Sie haben auch die Möglichkeit einen “Google Alert” für Ihren Anbieter (“Name des Anbieters Preiserhöhung”) zu setzen, um frühzeitig über die Preisanhebung informiert zu werden. - Schritt: Neuen Anbieter finden
Bei der Suche nach einem günstigen Tarif sollten Sie sich einem Vergleichsrechner bedienen. Hierbei ist lediglich die Eingabe des eigenen Jahresstromverbrauchs sowie der Postleitzahl Ihres Wohnortes erforderlich. Der Verbrauch lässt sich der letzten Stromrechnung entnehmen. Sie bekommen anschließend sämtliche Stromanbieter angezeigt, die das angegebene Postleitzahlengebiet versorgen können. Haben Sie sich zu einem Anbieterwechsel entschlossen, brauchen Sie lediglich den neuen Vertrag zu unterzeichnen, denn…. - Schritt: (Sonder-)Kündigung einreichen und wechseln
…Aufgrund der Strompreiserhöhung steht Ihnen ohnehin ein Sonderkündigungsrecht zu. Hierbei beträgt die Frist zwischen 14 Tagen und 4 Wochen. Die Kündigung des alten Vertrages wird vom neuen Versorger übernommen. Zumeist können Sie die Unterlagen direkt über den Tarifrechner abrufen und den Vertrag sogleich online abschließen. Einen Lieferengpass oder gar ein Stromausfall brauchen Sie nicht zu befürchten, da eine Grundversorgung gesetzlich geregelt ist.
Auf dem Weg zum Luxusgut
Mit dieser steigenden Strompreisentwicklung in 2013 werden die Haushalte weiter an den Rand des finanziell Möglichen getrieben. Bereits im Jahr 2011 wurde in rund 600.000 Wohnungen aufgrund nicht bezahlter Rechnungen der Strom abgeschaltet. Nach Aussage der Volkssolidarität sei Energiearmut in Deutschland schon längst ein Thema. In vielen Fällen hilft lediglich der Wechsel des Stromversorgers.