In den letzten 10 Jahren ist der Strompreis in Deutschland um ca. 40 % gestiegen. Das führt dazu, dass viele bei der Suche nach günstigeren Anbieter mit Scheuklappen auf den Preis schauen. Doch es gibt noch 4 weitere sehr wichtige Punkte, die Sie über Ihren neuen Stromanbieter wissen sollten, bevor Sie tatsächlich wechseln und sich lange an ihn binden.
1.) Besteht bei dem Anbieter Insolvenz-Gefahr?

Ein Blick in die Vergangenheit: Sie haben mit Sicherheit letztes Jahr in den Nachrichten oder in der Presse über die Pleite des Energieanbieters Teldafax gelesen. Das Unternehmen konnte seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachgekommen, womit der Tatbestand der Insolvenz erfüllt war. Die noch vorhandenen Vermögensanteile (= Insolvenzmasse) wird auf alle Gläubiger verteilt, wobei große Gläubiger in der Regel deutlich bessere Chancen haben.
So ist es im schlimmsten Fall passiert, dass viele Privatkunden einen Verlust ihres Geldes hinnehmen mussten, wenn sie die fälligen Beträge für ein Jahr schon im Vorhinein bezahlt haben.
Was lernen wir daraus?
Gerade bei kleineren und weniger bekannten Discount-Stromanbietern ist es sehr wichtig, sich vor dem Wechsel über die finanzielle Beschaffenheit des Unternehmens und etwaige Probleme gezielt zu informieren.
So finden Sie es heraus:
Es reicht dazu schon aus, eine Internetrecherche durchzuführen und/oder in News- bzw. Wirtschaftsportalen nach dem entsprechenden Anbieter Ausschau zu halten. Seien Sie vorsichtig, falls Sie Hinweise über finanzielle Engpässe oder eine schwierige wirtschaftliche Situation finden.
Sehr aussagekräftig und hilfreich ist auch ein Anruf bei der örtlichen Verbraucherzentrale. Hier erhalten Sie in der Regel zuverlässige und sehr seriöse Informationen, auf deren Basis Sie eine fundierte Entscheidung treffen können.
Im Übrigen können Sie als Verbraucher aus der Teldafax-Pleite auch einfach praktische Konsequenzen ziehen: Überweisen Sie den fälligen Jahresbeitrag nicht im Voraus, auch wenn Sie auf diese Weise vermeintlich 2% oder 3 % sparen können. Wählen Sie die sichere Variante der monatlichen Abschlagszahlung und minimieren so jegliches finanzielles Risiko, zumal die Versorgungssicherheit in Deutschland ja gesetzlich geregelt ist.
2.) Neigt der Anbieter zu häufigen Preiserhöhungen?

Wie gewonnen, so zerronnen? Natürlich ist es verlockend, nach einem Online-Tarifvergleich verschiedener Stromanbieter den mit Abstand günstigsten Tarif zu wählen. Nichts wäre jedoch ärgerlicher, als mitansehen zu müssen, wie der Anbieter des Vetrauens Sie schon kurz nach dem Wechsel mit satten Preiserhöhungen böse überraschen wird. Sorgen Sie also mit gezielter Informationssuche vor und schaffen Sie -auch im Hinblick auf Ihr Haushaltsbudget- Planungssicherheit für die zu erwartenden Ausgaben.
So finden Sie es heraus:
Suchen Sie in Foren oder Presseportalen wieder gezielt nach Ihrem anvisierten Stromanbieter und machen Sie sich ein Bild von den Vorkommnissen in den letzten Jahren, um zukünftige Entwicklungen abschätzen zu können.
Im Internet finden Sie auch regelmäßig Pressemeldungen, dass eine große Anzahl an Energieanbietern die Tarife wieder erhöht. Klicken Sie sich -auch in Bezug auf vergangene Preisrunden- durch die Listen und schauen Sie, ob Ihr Anbieter dabei ist.
Nutzen Sie den großen Vorteil des ‘nie vergessenden’ Internets. Es reicht, bei Google den Namen des Anbieters einzugeben, um sich ein aussagekräftiges Bild über Vergangenheit und Gegenwart zu machen. Als Praxistipp empfiehlt es sich, einen kostenlosen Google Alert zu setzen (z.B. Preiserhöhung [Name des Stromanbieters]).
Auf diesem bequemen Wege werden Sie automatisch über aktuelle Entwicklungen informiert und vielleicht treffen Sie dabei auch auf den einen oder anderen Kunden, der Ihnen über seine Website oder in einem Forum wertvolle Hinweise aus erster Hand liefern kann.
Bleiben Sie zudem vertraglich flexibel! Akzeptieren Sie für einen neuen Vertrag keine zu lange Laufzeit, um ggf. reagieren zu können. Anders sieht es bei einer Preisgarantie aus: Hier können Sie keine Fehler machen, es sei denn, dass z.B. eine einjährige Preisgarantie an eine dreijährige Vertragslaufzeit gekoppelt ist.
3.) Wie gut ist der Kundenservice wirklich?

Wenn Versprechungen auf Wirklichkeit treffen: Machen Sie den Servicetest! Erreichbarkeit und eine gute Beratung sind Schlüsselrollen für einen Kundenservice nach Maß. Leider sparen aber viele Discount-Stromanbieter gerade in diesem Bereich, um ihre attraktiven Tarife offerieren zu können.
Was aber nützt Ihnen der beste Tarif, wenn Sie für diesen im Ernstfall einen hohen ‘Preis’ zahlen müssen?
Gerade in Notfällen (Problem beim Wechsel, Stromausfälle, Störungen im Haus) ist es wichtig, immer einen persönlichen Ansprechpartner zu haben, der sich sofort engagiert kümmert. Auch in Bezug auf vertragliche Angelegenheit (Kündigung, Tarifänderungen, Änderungen der Abschlagszahlungen etc.) ist es sehr wichtig, eine gute Beratung genießen zu können, um nicht ewig den Problemen hinterher telefonieren zu müssen.
So finden Sie es heraus:
Testen Sie den Kunden-Service am besten selbst, um sich ein aussagekräftiges Bild zu machen.
- Rufen Sie die Hotline an oder schreiben Sie eine Mail, um sich in puncto ‘bester Tarif’ ausführlich beraten zu lassen.
- Stellen Sie auch schwierige oder unangenehme Fragen (z.B. zum Thema Preissteigerungen).
- Wie ist Ihr Eindruck? Fühlen Sie sich gut beraten und bestens aufgehoben?
- Vielleicht werfen Sie anschließend auch noch einen Blick auf die Unternehmensphilosophie: Was wird dort zum Thema Kundenservice gesagt?
- Gibt es auch ein Online- Serviceportal, auf dem Sie vertragliche Aspekte ggf. bequem per Mausklick ändern können?
Auf diese Weise können Sie Anspruch und Wirklichkeit in wenigen Minuten kritisch unter die Lupe nehmen. Abgerundet werden kann Ihre Informationssuche noch durch Testberichte, die das Angebotsspektrum des jeweiligen Anbieters aus einer neutral-kritischen Perspektive betrachten.
4.) Was sagen bestehende Kunden?

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Getreu diesem Motto empfiehlt es sich herauszufinden, was bestehende Kunden über die Leistungen und den Service äußern. Machen Sie sich also ein detailliertes Bild jenseits von auf Hochglanz polierten Webauftritten und jenseits von standardisierten Tests, die nicht immer alle Aspekte aus Gründen der Vergleichbarkeit abdecken können.
Daher ist es wichtig in Erfahrung zu bringen, was Kunden über einen Stromanbieter im Internet veröffentlichen (hier finden Sie ggf. auch Hinweise auf etwaige Zahlungsprobleme).
So finden Sie es heraus:
Googeln Sie den Namen des Anbieters und schon werden Sie auch auf Foren gelangen, in denen sich Kunden über bestimmte Aspekte beschweren oder andere auch ausdrücklich loben. Oft zeigen sich hier charakteristische Muster. Bewerten Sie Ihre Funde vor dem Hintergrund Ihrer persönlichen Erwartungshaltung.
Natürlich versuchen Unternehmen, sich auf ihren Webseiten immer in ein sehr gutes Licht zu stellen. Sie können aber nach anderen Quellen suchen, die nicht vom Unternehmen (jedenfalls nicht direkt) beeinflusst werden, um ein unverfälschtes Bild zu erhalten.
Viele Unternehmen sind auch auf Facebook aktiv, um mit Kunden zu interagieren. Hier finden sich zum Teil auch negative Kommentare. Schauen Sie sich genau an, ob und wie auf solche Anfragen reagiert wird. Oder posten Sie am besten selbst etwas auf der Pinnwand, um eine Reaktion herauszufordern.
Fazit (+Bonus-Tipps)
In diesem Artikel wurden Ihnen 4 zentrale Aspekte näher gebracht, die Sie – neben dem Preis – vor dem Wechsel in Betracht ziehen sollten, um keinerlei Risiko einzugehen. Das Internet bietet Ihnen alle Möglichkeiten, um sich schnell ein aussagekräftiges Bild zu machen. Verbraucher können und sollten diese leicht verfügbare Informationsfülle als Teil Ihrer Macht gezielt nutzen.
Achten Sie auch darauf, sich nicht zu lange vertraglich zu binden, um bei neuen Preisrunden flexibel zu bleiben. Viele Stromanbieter gewähren eine Preisgarantie und einen attraktiven Wechselbonus. Dennoch sollten Sie vor allem bei Volumentarifen auch einen Blick in das Kleingedruckte werfen, um versteckte Kosten oder potenzielle Kostenrisiken zu entlarven.
Geben Sie bei Tarifrechnern für das geschätzte Verbrauchsvolumen an Kilowattstunden einen realistischen und tendenziell eher zu hoch angesetzten Wert an, um die Ausgaben möglichst exakt abschätzen zu können und um ggf. kostspieligen Überschreitungen der Volumengrenze entgegenzuwirken.